Gammelfleisch an der Supermarktkasse ?
Anstelle bürokratischer Verzettelung: VUP fordert konsequente Umsetzung der EU-Vorgaben zum System der Lebensmittelkontrollen in Deutschland
Gießen, 26.07.2006 (VUP). "Die von der ZDF-Redaktion Frontal21 aufgedeckten alarmierenden Verunreinigungen von Hackfleisch mit krankeitserregenden Salmonellen ("38 Prozent der Proben verseucht", VUP-Info 06.026) zeigt deutlich die Misere des deutschen Systems der Lebensmittelkontrolle", kommentiert Sven Deeg, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Verbandes Unabhängiger Prüflaboratorien (VUP) den am 25.07.2006 gesendeten Fernsehbericht.
Kennzeichnend so Deeg sei dabei: "Nicht die verantwortliche amtliche Lebensmittelkontrolle haben dieses sicherlich bundesweite augenblickliche Risiko erkannt, sondern findige Journalisten eines öffentlich rechtlichen Fernsehsenders."
Nur wenigen Verbrauchern scheint bekannt, dass die amtlichen Lebensmittelkontrollen in Deutschland nicht stichprobenartig die gesamte Palette des Angebotes erfassen. Vielmehr werden von Experten lediglich Risikobereiche definiert, auf die sich die amtliche Überwachung dann eine Zeit lang im wesentlichen ausrichtet. Die Gefahr dabei ist: Werden Sachverhalte - wie jetzt die unzureichende Kühlung von Hackfleisch - nicht als Risiko erkannt, klafft eine fatale Lücke in unserer Lebensmittelsicherheit.
Bei einem globalen Lebensmittelmarkt und der scheinbar unermesslichen Vielfalt der Produkte sei ein umfassender querschnittsorientierter Verbraucherschutz staatlicherseits kaum finanzierbar, schätzt der VUP realistisch ein. "Die verfügbaren Mittel müssen aber effizient eingesetzt werden, um ein Maximum an Lebensmittelsicherheit zu erreichen", fordert Deeg. "Die Probleme sind bekannt, die Lösungsmöglichkeiten auch". Dabei verweist er auf die entsprechenden Richtlinien der EU. Nur habe sich Deutschland bisher nicht zu einer konsequenten Umsetzung des europäischen Rechtes durchringen können.
Die EU gebe in ihren Richtlinien ein System vor, in der die Rolle des Staates in der Entwicklung und Überwachung von Qualitätssicherungssystemen der Lebensmittelproduzenten und des Handels liege ("Vom Stall bis auf den Tisch"). Nach Auffassung der Brüsseler Kommission ist damit die Eigenverantwortung der Produzenten und des Handels verstärkt einzufordern. Eigenkontrolle heiße aber nicht - wie von Kritikern des Systems oft vorgebracht, dass sich die Industrie zukünftig selber kontrollieren soll. Diese Kontrollen müssen nach den Regeln der EU von qualifizierten unabhängigen Prüflaboratorien vorgenommen werden, stellt Deeg richtig. Zudem werde die gesamte Kette, vom Rohstoff bis zum Produkt im Laden untersucht. In einen derartigen System kontrollieren sich Produzenten gegenseitig.
Bei gleichem Aufwand an staatlichen Mitteln ließe sich so ein Vielfaches an Lebensmittelsicherheit erreichen, prognostiziert der VUP. Dagegen bestehe in der gegenwärtigen Praxis bei der alleinigen Ausrichtung der amtlichen Überwachung auf Risikobereiche und auf Kontrollen der Produkte die Gefahr einer bürokratischen Verzettelung.
Ergänzend anzufordern: "Positionspapier zum System der Lebensmittelkontrolle in Deutschland", VUP im Mai 2006.
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