Sorgt für Unruhe im Landratsamt
Gammelfleisch an der Supermarktkasse ?
Landratsamt contra Frontal21 ? ?Ergebnis nicht nachvollziehbar?
Gießen, 27.07.2006 (VUP). Zur Frontal21-Reportage "Fleischtest - 38 Prozent der Proben verseucht" (ZDF, 25.07.2006, VUP-Infos 06.026, 06.027) haben jetzt auch zwei nordbayerische Landkreise Stellung bezogen. Die dort angesiedelten Veterinärämter gehen davon aus, dass die beanstandeten Proben aus deren Amtsbezirken stammen.
Bereits vor der Fernsehsendung und auch im nachhinein hätten hochrangige Beamte der Lebensmittelüberwachung in Supermärkten die Temperatur der Kühlungen stichprobenartig kontrolliert. "Trotz der hohen Außentemperaturen ? lagen die Kühltemperaturen bei den kontrollierten Betrieben bis auf eine Ausnahme im Normbereich", fassen die Ämter in einem gemeinsamen Schreiben gegenüber der Presse zusammen. Die im Raum stehenden Vorwürfe seien daher nicht nachvollziehbar.
Auf das eigentliche Problem, die Verseuchung der Fleischprodukte mit krankheitserregenden Salmonellen gehen die amtlichen Lebensmittelüberwacher in diesem Schreiben und ihrer offiziellen Pressemitteilung mit keinem Wort ein.
Auf eine derartige Stellungnahme kann der Deutsche Verband Unabhängiger Prüflaboratorien (VUP) nur mit Unverständnis reagieren. Die Probleme mit offenen Kühlanlagen in Supermärkten in der gegenwärtigen Hitzeperiode lägen auf der Hand und ließen sich nicht wegdiskutieren.
Der VUP habe eine derartige Reaktion des Amtes nicht erwartet. Er verweist dabei auf das Dreistufensystems des Verbraucherschutzes, wie es die EU, die politischen Parteien und auch der VUP propagieren. Neben dem betrieblichen Qualitätsmanagement unter Einbindung unabhängiger qualifizierter Laboratorien ("Eigenkontrolle") und der amtlichen "Kontrolle der Kontrolle", sieht dieses System als dritte Stufe das Verbraucherverhalten selbst.
Damit diese wichtige dritte Stufe auch funktioniert ist es eine wesentliche Aufgabe des amtlichen Verbraucherschutzes (Lebensmittelüberwachung) den Konsumenten über derartige Problemfälle aufzuklären und Handlungsempfehlungen auszusprechen.
"Ich hätte von meinem Landkreis als erstes eine sachliche Information zu dem dargestellten Problem erwartet und nicht ein mit dem Rücken zur Wand stehendes verteidigendes Umsichbeißen", kommentiert Sven Deeg, Hauptgeschäftsführer des VUP, dem nahezu alle in Deutschland tätigen unabhängigen Prüflaboratorien angeschlossen sind.
Aus zuverlässiger Quelle ist dem Verband bekannt, dass der Inhalt der Verlautbarung des Landratsamtes auch mit der übergeordneten Regierung von Unterfranken und dem Bayerischen Verbraucherschutzministerium abgestimmt war. "Ein derartiges Verhalten von Politikern und Beamten, die für den Schutz der Verbraucher verantwortlich sind, stimmt mich als Verbraucher sehr nachdenklich", verwundert sich Deeg.
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