VUP-Gremien
UK Industrieprodukte mit PFAS, SVHC und DPP als Hauptthemen
Fachlich kompakte Präsenzveranstaltung in Berlin
In Berlin fand am 23.01.2024 unter Leitung von Dr. Thomas Gude eine Präsenzveranstaltung des Unternehmerkreises Industrieprodukte des Deutschen Verbandes Unabhängiger Prüflaboratorien (VUP) statt. Das Programm war gespickt mit Themen wie PFAS, REACH und dem Digitalen Produktpass (DPP), zu denen zahlreiche externe ReferentInnen Beiträge lieferten.
Das fachliche Tagungsprogramm stand zu Beginn im Fokus der Chemie: Dr. Frauke Averbeck von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAUA) gab einen umfassenden Einblick in die Stoffklasse PFAS und den auch von ihrem Haus bei der ECHA eingereichten weitreichenden Beschränkungsvorschlag für PFAS unter dem REACH-Regime. Sie berichtete über erste Erfahrungen und Erkenntnisse aus der Stakeholder-Anhörung und prognostizierte, dass mit einer politischen Entscheidung über den Beschränkungsvorschlag nicht vor dem Jahr 2026 gerechnet werden könne.
Die Perspektive der Hersteller und der Laborgeräteindustrie zum Thema PFAS wurde von Kathrin Rademacher vom Industrieverband Spectaris übernommen. Hier zeigte sich, dass die Suche nach Alternativen zu PFAS für die Industrie eine herausfordernde Aufgabe ist, welche nicht in kurzer Zeit erreicht werden kann, da zahlreiche Regularien und Normforderungen vor allem für die Entwicklungen von (Produkt-) Alternativen beachtet werden müssen. Rademacher appellierte eindringlich an die Vertreter der Labore, sich der Thematik anzunehmen und sich mit den (möglichen) Konsequenzen für den Laboralltag zu befassen.
Die Sicht der Prüflaboratorien zum Thema PFAS wurde im Anschluss von Dr. Gude übernommen. Er stellte die Frage in ähnlicher Weise, ob Ersatzmaterialien zeitnah verfügbar wären, um die momentan verwendeten und verbauten PFAS abzulösen. Dieses ist insbesondere für den Bereich der Probenahme und der Messtechnik relevant und reicht von Gefäßmaterialien bis hin zu Lösungsmitteln. Die analytische Herausforderung PFAS sei laut Dr. Gude auch groß, aber beherrschbar im Vergleich zu den drohenden Einschränkungen der Verwendung und Nutzung dieses Hochleistungswerkstoffes für die Laborarbeit.
Im Anschluss daran gab Dr. Gude in seiner Eigenschaft als Vorsitzender der VUP-PG "REACH SVHC" einen Überblick zu Fragestellungen im Bereich REACH. Hier gibt es Bedarf, die Analytik von SVHC (Substances of Very High Concern) einheitlich zu regeln, damit eine bessere Vergleichbarkeit der Untersuchungsergebnisse erreicht werden kann. Dazu ist nun die Erstellung einer "Voll-Norm" sowie die Verankerung auf CEN-Ebene geplant, nachdem bereits eine DIN-SPEC auf Basis des im VUP entwickelten Screeningverfahren geschaffen wurde.
Im zweiten Teil der Veranstaltung erläuterte UK-Mitglied Martin Doedt aus der Perspektive eines Kunststoffprüflaboratoriums die unterschiedlichen Anforderungen durch Werksnormen von OEM-Herstellern aus dem Automobilbereich, welche in der Akkreditierung zu deutlichem Mehraufwand führen, vor allem, wenn es um die Flexibilisierung der Akkreditierung geht. Hier besteht der Wunsch nach verbesserten Prozessen und der Verringerung des Aufwandes seitens der DAkkS. VUP-Geschäftsführer Anton Blöth verweis in diesem Zusammenhang auf ein Briefing zum Thema "Flexibilisierung der Akkreditierung", das in den letzten Wochen im VUP entstanden ist und das dabei helfen soll, drängende Fragen rund um diesen Thema im Sinne der Laboratorien zu lösen.
Die Implementierung des Digitalen Produktpasses (DPP) wurde im Anschluss von Benjamin Helfritz vom DIN näher erläutert. Zunächst verwies Helfritz auf den Europäischen Rechtsrahmen, der die Einfürhung des DPP in mehr und mehr Produkt- und Branchenbereichen vorgibt. Er informierte zudem, dass an die Europäischen Normungsorganisationen mitterweile ein "Standardisation request" gegangen sei, um auf CEN/CENELEC-Ebene einen harmonisierten, übergreifenden Ansatz für Digitale Produktpasse zu schaffen. Der DIN habe dafür das europäische Sekretariat übernommen und auch auf nationaler Ebene entstprechende Strukturen geschaffen, die für eine Beteiligung auch von Seiten der Labore offen stehen.
Mit Beiträgen zu den Themen Mikroplastik durch den Vorsitzenden der entsprechenden VUP-PG Mikroplastik, Thomas Leucht und mit Informationen zu laufenden Verbandsaktivitäten wie das Engagement des VUP für die QI-digital-Praxiswerkstätten wurde die informative Tagung abgeschlossen. Eine nächste Präsenzsitzung des Unternehmerkreises ist für Beginn des Jahres 2025 avisiert.
Den Mitgliedern des Unternehmerkreises mit seinen Projektgruppen stehen die Präsentationen und Ergebnisse der Sitzung auf MeinVUPortal zur Verfügung.