Universität präsentiert sich als Dienstleistungslabor
Regelmäßig Mineral- und Trinkwasserproben untersucht
Stolz präsentierte sich das Institutes für Hygiene und Umweltmedizin der JustusLiebigUniversität Gießen anlässlich seines diesjährigen "Tags der offenen Tür" der Bevölkerung. Neben Mineralwässern würden "zudem regelmäßig" Trinkwasserproben von "?Krankenhäusern, Schulen, Hotels, Sporthallen ?" gemäß Trinkwasserverordnung (TrinkwV) untersucht.
Der hierzu der Giessener Tagespresse zu entnehmende euphorische Bericht hatte zu einer Provokation der regionalen privatwirtschaftlichen Unternehmen der Branche der Dienstleistungslaboratorien geführt. "Wir finanzieren über unsere Steuergelder doch nicht unsere eigenen Mitbewerber", heißt es hier unisono.
Auch der Deutsche Verband Unabhängiger Prüflaboratorien (VUP) sieht in den herausgestellten Tätigkeiten einen zusätzlichen Wirtschaftsbetrieb der subventionierten Hochschule. Dieser stehe in keiner Weise im Zusammenhang zu deren Forschungs- und Lehrauftrag. Die Forschungsschwerpunkten des Institutes lassen jeglichen Bezug auf die Stichworte Mineral oder Trinkwasser vermissen. Zudem seien diese Untersuchungen nach den strengen Qualitätsanforderungen für Heil, Mineral und Trinkwasser auch nicht durch "Auszubildende" im Rahmen der Lehrtätigkeit der Hochschule oder in Studenten-Praktika durchführbar, stellt der VUP heraus.
Nach der Liste Untersuchungsstellen nach § 15 TrinkwV des Hessischen Sozialministeriums erfüllen zahlreiche privatwirtschaftliche unabhängige Laboratorien die geforderten Qualitätsnormen. Das Giessener Hygieneinstitut ist daneben eines der wenigen mit staatlichen Geldern finanzierten Einrichtungen ist; nach Einschätzung des VUP zudem das einzige, das derartige Untersuchungen nicht nur für "eigene Zwecke" durchführt, sondern in den direkten Wettbewerb mit der Privatwirtschaft tritt.
Der Verband hat dieses nun zum Anlass genommen, das zuständige CDU-geführte Hessische Wissenschaftsministerium um eine Stellungnahme zu bitten. Besonders kritisch werden dabei die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen dieser Betätigungen hinterfragt.